BDR-Präsident Scharping fordert mehr öffentliche Unterstützung
Frankfurt (rad-net) - Auch Spitzensportverbände wie der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) und seine Vereine sind von der Corona-Krise betroffen. BDR-Präsident Rudolf Scharping appelliert in einem Interview mit dem Sportbusiness-Magazin «Sponsors» für die Stärkung des Ehrenamts und fordert den Abbau bürokratischer Hürden.
«Diese derzeitige Situation führt uns sehr deutlich vor Augen, dass wir alle darauf angewiesen sind, zusammen zu wirken und zusammen zu halten und dass es ohne Ehrenamt überhaupt nicht geht», betonte Scharping. «Es ist mir ein ganz dringendes Anliegen, dass durch Genehmigungsgebühren und öffentliche Auflagen nicht eine gewaltige Last auf die Vereine regnet. Wir mussten eine Nachwuchsmeisterschaft in einem ländlichen Gebiet absagen, weil Absperr- und Sicherheitsmaßnahmen Kosten von fast 60.000 Euro verursacht hätten. Ich wünsche mir, dass Länder, Städte und Kreise mehr Aufmerksamkeit und mehr Entgegenkommen – insbesondere dem Ehrenamt gegenüber – zeigen. Alles, was wir oben feiern, alle Erfolge im Spitzensport sind nur möglich, wenn ehrenamtliches Engagement im Jugend- und Nachwuchsbereich aufrechterhalten werden kann und entsprechend aufmerksam gefördert wird», sagte Scharping gegenüber «Sponsors».
Zwar rechne Scharping beim BDR mit einem finanziellen Schaden von «deutlich über 100.000 Euro» durch die Corona-Krise, dennoch sieht er den Verband gut aufgestellt. «Wir sind dankbar, dass der Bund seine Leistungen nicht kürzt und wir unsere Trainer, die durch den Bund finanziert werden, nicht in Kurzarbeit schicken müssen. Aber wir haben finanzielle Einbußen in anderen Bereichen. Uns gehen Genehmigungs- und Lizenzgebühren in einem sechsstelligen Bereich verloren.»
Nicht nur der Wettkampfsport ist von den zahlreichen Absagen aufgrund der Corona-Pandemie betroffen, auch der Breitensport fällt weg, wodurch auch die Vereine finanzielle Einbußen hinnehmen und kompensieren müssen. «Von den circa 5000 Breitensportveranstaltungen in diesem Jahr werden mindestens die Hälfte ausfallen. Den Vereinen gehen Startgelder und Sponsorenbeiträge verloren. Das bringt die Vereine in erhebliche Schwierigkeiten. Aber wir haben eine stabile Basis in den Vereinen und den Landesverbänden. Sie wird helfen, mit den schweren Auswirkungen der Krise zurecht zu kommen, ohne dass die Vereine in ihrer Existenz bedroht sind», ist sich Scharping sicher.
Entsprechend hofft auch Rudolf Scharping, dass der Rennbetrieb bald wieder aufgenommen werden kann. Er rechnet damit, dass es «ein langsames, manchmal tastendes Zurückfinden in die Normalität» werden wird. «Ohne Impfstoff werden wir bei sehr konsequenter Vorsicht bleiben müssen. Trotzdem denke ich, dass es im Herbst wieder möglich sein dürfte, Wettkämpfe durchzuführen, im Breitensport auch früher. Wir werden auch versuchen, so viele Meisterschaften wie möglich nachzuholen. Was wir durchführen können, werden wir durchführen. Es gibt Planungsvorhaben, aber eben keine Planungssicherheit.»
Das Interview mit Rudolf Scharping auf Youtube
Liveticker: Aktuelle Informationen zum Coronavirus aus dem Radsport