Auch UCI von wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise betroffen
Aigle (rad-net) - Der Präsident des Weltradsportverbandes UCI, David Lappartient, hat eine Konferenz einberufen, um verschiedene wirtschaftliche Maßnahmen zu ergreifen, um den finanziellen Auswirkungen der weltweiten Pandemie durch das Coronavirus, die auch den Dachverband treffen, entgegenzuwirken. Dies teilte die UCI via Pressemitteilung mit.
Während vor einigen Wochen bereits entschieden worden war, alle Events bis mindestens 1. Juni abzusagen oder zu verschieben, hat die UCI mittlerweile mehr als 650 Anträge von Organisatoren vorliegen, Rennen zu verschieben, die bis in den August reichen. Insgesamt 30 Prozent des Rennkalenders der UCI sind damit schon betroffen, wobei es die Mountainbike- und Straßenwettbewerbe am massivsten trifft. Neben prestigeträchtigen Straßenrennen wie dem Giro d'Italia ist mittlerweile auch die Mountainbike-WM in Albstadt sowie die BMX-WM verschoben worden. Die Welttitelkämpfe der Para-Cycler stehen auch auf der Kippe.
Zusätzlich zu den weitreichenden Rennabsagen, belastet die Verschiebung der Olympischen Spiele um ein Jahr die gesamte Sportwelt. Die UCI hat nun beim IOC angefragt, die Qualifikationsrunden für die olympischen Raddisziplinen ab dem 3. März nicht mehr zu werten. Bis zu diesem Zeitpunkt sei nämlich keine Nation davon abgehalten worden, an internationalen Events teilzunehmen.
Obwohl auch für die UCI das Wohlergehen aller Athleten an oberster Stelle steht, sei die Verschiebung der Spiele und aller weiteren Wettbewerbe eine große finanzielle Belastung für den Dachverband. Trotzdem hat die UCI beschlossen, den Veranstaltern die Gebühren für jegliche Rennen zurückzuzahlen, die in der Zeit stattfinden sollten, in der striktes Rennverbot gilt. Da diese Gebühren jedoch einen Großteil der Einnahmen des Radsportverbands darstellen, werden sich die Maßnahmen in der Jahresbilanz der UCI deutlich abzeichnen.
Zusätzlich hat der Dachverband eine Arbeitsgruppe eingerichtet, die aus Fahrern, Teams und dem Verband besteht. Sie soll diejenigen Teams unterstützen, die durch die Corona-Pandemie in ernsthaften finanziellen Schwierigkeiten stecken, aber trotzdem die Rechte der Fahrer, gemäß der UCI-Verordnung bisher gewahrt haben.
Die besondere Aufmerksamkeit des Radsportverbands wird sich auf die Weltmeisterschaften und Weltcups richten. Die Absage der großen Events und die allgemeine Wirtschaftslage haben dabei bereits einen großen Einfluss auf die Marketingaktivitäten des Verbands genommen. Zusätzlich habe die Schließung des Hauptquartiers in Aigle am 13. März dazu geführt, dass jegliche Trainingsaktivitäten vor Ort eingestellt und die Athleten in ihre Heimatländer geschickt wurden.
Um trotz der ganzen Einschränkungen und finanziellen Mehrbelastungen bestehen zu können, haben die Verantwortlichen der UCI nun einen Finanzplan für Kosteneinsparungen aufgestellt. Demnach wurden die Manager-Gehälter reduziert und alle 130 Mitarbeiter der UCI und des UCI World Cycling Centre in Zwangsurlaub geschickt. Neuanstellungen wurden eingestellt und Projekte, die für 2020 angedacht waren, werden geprüft und überdacht. Zusätzlich wird der Radsportverband auch die Solidaritätsprojekte mit den nationalen Verbänden der Situation neu anpassen.
«Unser Verband befindet sich in einer Krise, die wir seit dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt haben. Es ist Zeit, dass die Radsportgemeinschaft zusammensteht und gemeinsam den Sport darauf vorbereitet, sich von der Gesundheits- und Wirtschaftskrise zu erholen, die ihn getroffen hat. Jeder von uns ist gefragt, zusammenzustehen, verantwortungsbewusst und stark zu sein. Aus diesem Grund hat die UCI einige drastische Maßnahmen ergriffen, die es uns ermöglichen sollten, den Sturm zu überstehen», hieß es in einem Statement von David Lappartient. Insgesamt sei der Verband aber durch intelligente finanzielle Verwaltung der letzten Jahre in der Lage, die Krise aufzufangen – solange sie nicht deutlich länger als prognostiziert andauere.
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