Deutsche Kunstradsportler bereiten sich auf Heim-WM vor
Stuttgart (rad-net) - Anfang Dezember finden in der Stuttgarter Porsche-Arena die Hallenradsport-Weltmeisterschaften statt. Die deutschen Athleten zählen dann im Kunstradfahren und Radball wieder zu den Medaillenkandidaten, wenn nicht sogar zu den heißen Titelanwärtern. Bereits jetzt, rund acht Monate vor der WM, läuft bei den Sportlerinnen und Sportlern schon die Vorbereitung.
Schreckhafte Geister sollten einen Trainings-Alltag der besten deutschen Kunstradfahrer in der Landessportschule Albstadt lieber meiden. Es kracht und dröhnt, wenn die Fahrräder der Athletinnen und Athleten bei Stürzen auf den Boden knallen, wenn zum Beispiel beim Maute-Sprung der Lenker verpasst wird. Was sonst so perfekt aussieht, bedarf hartem Training. Derzeit tüfteln die dreifachen Champions André und Benedikt Bugner an eben jenem Maute-Sprung. «Man probiert auch was aus», erläutert André. Es sei völlig normal, wenn zu Saisonbeginn manches holprig wirkt. Die WM-Kür, mit der die beiden Rheinhessen bei der WM in Stuttgart wieder nach den Lorbeeren greifen wollen, steht frühestens Mitte des Sommers.
Die lange und gründliche Phase der Vorbereitung ist nötig. Zu komplex sind die Übungen, die hohe Punkte bringen. Es dauert Jahre, bis ganz neue Elemente passen. Training, Ausdauer und Geduld sind die Faktoren, die Bundestrainer Dieter Maute fordert.
So soll auch im 1er Kunstfahren der WM-Titel zurück nach Deutschland, nachdem dieser bei den Titelkämpfen in Malaysia nach Österreich ging. Das zu ändern, ist der Anspruch. Das «Heimspiel» in der Porsche-Arena spukt so auch vielen schon jetzt durch den Kopf. Viola Brand (21) beispielsweise fährt mit der S-Bahn Richtung Universität Hohenheim täglich an der Halle vorbei. Die zweifache WM-Teilnehmerin vom RSV Unterweissach träumt von einer Medaille im 1er. Sie bestätigt, dass sie «sechs Jahre benötigte, bis der Lenker-Handstand klappte.» Jetzt arbeitet sie am Sattel-Lenker-Handstand, die nächste Schwierigkeitsstufe. Der Maute-Sprung ist bei ihr bereits im Repertoire. Lisa Hattemer (23) übt direkt daneben eine schwierige Drehung. Die WM-Dritte ist bereits im Masters-Studium, startet zusätzlich eine Ausbildung als Werkstudentin und weiß auch, wie hart die WM-Quali um die beiden Plätze für Stuttgart wird.
«Die Mitglieder des A/B-Kaders reichen mir eine Zweijahres-Zielplanung ein. Anschließend wird ausgearbeitet, was machbar ist, ohne sich zu verzetteln», erläutert Dieter Maute, wie die Küren entstehen. Im Juni dieses Jahres sollen die Elemente der Kür dann stehen und es beginnt der Feinschliff im Hinblick auf die Qualifikationsserie.
Für Lisa Hattemer findet das vor allem in den Semesterferien statt, da sie dann zwischen Uni und Arbeit mehr Zeit für das Kunstradfahren hat. Den Handstand will sie aber erst 2017 einstudieren, den fünffachen Drehsprung, ihre Spezialität, vorher weiter perfektionieren.