Familie Kopp ist der Motor des Radballs in Obernfeld
Neckartailfingen (rad-net) - Es hätte ein Bilderbuch-Tag werden können für André Kopp. Spatenstich für das Häuschen in Obernfeld, die Tabellenführung in der Radball-Bundesliga untermauert – und bereit für ein starkes WM-Jahr. Doch der vorletzte Spieltag in Gärtringen am vergangenen Wochenende brachte die Liga-Favoriten des RV Stahlross Obernfeld ins Wanken.
Keeper André Kopp knallte mit dem Oberkiefer gegen seinen Lenker. Resultat: zwei Zähne stehen schief, Riss der Oberlippe. Später kamen Schien- und Knieprellungen hinzu. Also Zahnarzt statt Vorfreude aufs Eigenheim, das noch im Herbst fertig sein soll. Dermaßen gehandicapt war auch die Spitzenposition in der 1. Bundesliga knapp verloren gegangen. Die Cousins liegen zwar punktgleich auf Rang zwei, aber an der Tabellenspitze stehen Bernd und Gerhard Mlady vom RMC Stein – ebenfalls zwei Cousins – dank des besseren Torverhältnisses.
Genauer betrachtet aber kein Weltuntergang für die Niedersachsen. André gilt als Stehaufmännchen, spielte natürlich malträtiert weiter. Und in drei Wochen ist der Bundesliga-Coup dennoch möglich.
«Wir spielen daheim und haben eine Partie weniger», rechnet Cousin Manuel vor. «Wir haben uns diesmal durchgebissen.» Jetzt folgt noch die Kür.
In der Tat: Obernfeld liefert eine gute Serie ab. Erst eine Niederlage gab es gegen den amtierenden deutschen Meister und Pokalsieger vom SV Eberstadt. Zuletzt gab es ein knappen 3:2-Sieg über die letztjährigen WM-Fahrer RG Gärtringen.
«Sicher gab es viele enge Partien, oft nur mit einem Tor Differenz. Aber der Unterschied liegt darin, dass wir cleverer agieren.» Die «neue Qualität» nennt das Duo die Spielweise 2015. Mit mehr Variabilität auf der Fläche. Geblieben aber ist die defensive Ausrichtung. Keiner der zwölf Erstligisten kassiert weniger Treffer.
Für die «Obernfelder Mauer» ist vor allem Tausendsassa André Kopp verantwortlich. Mit unbändigem Willen bringt er immer noch einen Körperteil zwischen Ball und Tor. Eine zusätzliche Trainingseinheit pro Woche mit der 2. Mannschaft, die ebenfalls in der 1. Bundesliga spielt, zahlt sich aus.
Und jede Menge Motivation kommt hinzu. «Ja, das große Ziel heißt WM», sagt Manuel Kopp. Sowohl 2013 wie 2014 waren die Obernfelder als Ersatzteam beim absoluten Saison-Highlight zum Zuschauen verurteilt. Und: die letzten drei nationalen Finals bei Meisterschaften und Pokal gingen verloren. «Das nagt an einem», gesteht André.
Jetzt stehen die Vorzeichen günstiger. Zumal sie auch das leidige Problem aller Teams gut bewältigen: das Zeitmanagement. André arbeitet als Fein-Optiker jeweils von 6 bis 15 Uhr. Sein Partner ist als Sportredakteur bei der Werra-Rundschau zwar nonstop im Einsatz, für abendliche Einheiten aber bleibt meist Luft. 13 Seiten hat der Journalist pro Woche zu betreuen: vom Fußball-Verbandsligisten bis zur Box-Weltmeisterin Christina Hammer reicht das Spektrum. Zum Radball aber schickt Kopp freie Mitarbeiter. Selbstlob kommt nicht ins Blatt.
Wobei es über die «Kopp-Dynastie» immer viel zu berichten gibt. Die zweite Mannschaft (Julian und Raphael Kopp) macht enorme Fortschritte und ist Mitglied im BDR-Kader. Hinter dem Tor sitzen mit Josef, Berthold und Alfred Kopp gleich drei Väter und betreuen die Mannschaften und Andrés Schwester Jenny ist deutsche Vizemeisterin im Radpolo.
«Eine kleine Marke», nennt Manuel die Familienbande. Entsprechend heißt es wieder für alle «Anpacken» beim Bundesliga-Finale am 30. Mai in der stimmungsvollen Halle «hinter der Kirche». Vorher bestreiten die Kopp-Cousins den Weltcup in Pilsen – eine gute Gelegenheit, schon mal die internationale Konkurrenz unter die Lupe zu nehmen.
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