Reflexionen zur Premiere der HCT: Geballte Power contra «Hin und Weg»
Hagen (rad-net) - Auf einmal hatten die Biathleten die Idee, ihren Sport direkt zum Publikum zu tragen. Die Langläufer skaten entlang des Rheins. Die Alpinen treffen sich mitten in Moskau oder am Münchner Olympiaberg. Bei den Winterspielen 2014 gehen zwölf neue Wettbewerbe an den Start: Slopestyle, Snowboard-Parallelslalom, Ski-Halfpipe usw.
Es «grooved» rechts wie links von Pisten und Arenen. Und der Hallenradsport, (zu) lange ob seiner konservativen Ausrichtung von Öffentlichkeit und Medien vergessen, gesellt sich nun dazu. Wirklich: oder ist die Hallenrad Champions Trophy am 17. Dezember in Stuttgart, am Ort des WM-Spektakels von 2010, eine Fata Morgana? Am Ende dann vielleicht eine Sternschnuppe? Hin und weg.
Bloß nicht. In der Porsche-Arena reift die Chance, (endlich) Impulse zu setzen. Quasi ein Weltcup für alle Sparten eines hinreißenden Sports. Aber zusammen, resp. abwechselnd wird ein Schuh draus, der eines Tages auch Nicht-Insider elektrisieren könnte. Atemlose Stille und Heidenspektakel im Dauer-Mix auf internationalem Niveau. Peppig präsentiert, mit Spots, Musik, von einem vielgebuchten Moderator würzig dem Publikum «serviert». Die Medien werden hinschauen: ist das eine Möglichkeit, diesen Sports aus seinem Dornröschendasein zu befreien? Das funktioniert sicher nicht ad hoc. Aber ohne einen mutigen Anfang, hinter dem sich die gesamte Szene wie eine Frau und ein Mann versammelt, kein Morgen. Keine Alternative für eine Generation, die am Abend in Minutenschnelle vor dem TV-Schirm zappt, sich in Facebook verabredet, twittert.
Ohne neue Ansätze à la HCT bleibt die Familie unter sich. Vor wenigen Tagen schwärmte Ex-Skistar Christian Neureuther bei einer Gala geradezu euphorisch von Radball-Turnieren aus seiner Zeit. Danke für die Blumen. Aber kennt Sohn Felix (27) Berner/König oder Rossmann/Müller? Und neulich verriet David Schnabel vor TV- und Printmedien, dass es bei der HCT 800 Euro Sieges-Gage gäbe. Seine Zuhörer glaubten, ihre Ohren nicht zu hören. «Oh je, der Arme…» Doch das ist ja erst der Anfang. Entwickelt sich die Trophy zu einem immer wiederkehrenden Event (mit Betonung auf Event…), könnte die Öffentlichkeit hellhörig werden. Sie haben auch den Modernen Fünfkampf gestrafft und reformiert. Die Beste, Lena Schöneborn, taucht seither in Werbefilmen auf. Die Eisschnelllauf-Gilde orientiert sich Richtung Short Track auf der 111-m-Bahn. Kurz, knackig, schnell. Von heißen Rhythmen angetörnt. Hingucken, nicht abwenden, liebe Indoor Cycling-Family.
Die HCT-Premiere soll ein Fanal für die neue Zeit werden. Zwei Ausrufezeichen mit Smiley. Die trauen sich was, die Kunstradfahrer und Radballer, kommen cool und krass rüber. Das erzürnt keinen der Etablierten, wird «draußen» aber als Opening verstanden. Muss ja morgen nicht gleich wie Biathlon «sauf Schalke» sein…