Kunstradsport-Workshop: Einblicke in Trainingsalltag und Trainingsmethoden
Albstadt-Tailfingen (rad-net) - Mal eine Kür unter ganz anderen Vorzeichen. Weder setzte sich das Publikum aus kritischen Kampfrichtern noch aufmerksamen Zuschauern zusammen. Bei einem Kunstrad-Workshop in der Sportschule Albstadt-Tailfingen standen Bundestrainer Dieter Maute, Schulleiter Ulrich Bock und unter anderen die Weltklasseathleten Sandra Beck und Robin Hartmann Journalisten Rede und Antwort und zeigten einstudierte Übungen.
«Eine neue Erfahrung, fast wie ein Wettkampf, das hat Spaß gemacht», gestand Hartmann, WM-Erster 2007, ein gewisses Kribbeln im Bauch. Doch jetzt haben die Besten aus dem Kader von Bundestrainer Dieter Maute vielleicht ein paar Bewunderer mehr. Und die Hoffnung reift, dass die virtuosen Leistungen der BDR-Asse im Vorfeld der Heim-Weltmeisterschaft Ende November in Stuttgart in der Medien-Landschaft einen gewissen Niederschlag finden. Maute, einst selbst emsiger Medaillensammler, überlässt nichts dem Zufall. Im Spitzensportzentrum Albstadt bastelt er an Hilfsgeräten, um den Kleinsten die Übungen zu vereinfachen, steht selbst am Sicherheitsseil, wenn bei komplizierten Drehungen Absturzgefahr droht. «Zwölf bis vierzehn Jahre», sagt er, werden benötigt, um eine WM-reife Demonstration abzuliefern. Die Kleinen wie Anna und Max (beide 12) aber machen schon eine gute Figur auf ihren Mini-Rädern, doch Wettkampfstress kennen sie keinen. «Spielerisch» sollen sie die Figuren erlernen, «eine Beweglichkeit entwickeln», die später überhaupt nicht mehr realisierbar ist.
Unglaublich lange währt die Strecke, bis ein Schweizer Sattellenkerhandstand oder ein vielfacher Drehsprung «sitzen». Unzählige blaue Flecken rühren vom Bodenkontakt, «aber schwere Verletzung kennt unsere Sportart quasi nicht» (Maute). Und wenn es schrecklich knallt, ist höchstens ein Reifen geplatzt. Die Gummis sind mit bis zu 16 bar aufgepumpt, härter geht nicht. Auch nicht, was die Leistungen der jüngsten Vergangenheit betrifft. Der Weltverband UCI revidierte die Wildcard für Titelverteidiger, weil die deutschen Athleten sonst das Podium vollständig besetzen würden.
So werden bei der WM in der Porsche-Arena pro Nation nur jeweils zwei Starter genehmigt. Von denen erwartet der Bundestrainer «das Maximum». Stets Gold und Silber, «in allen Disziplinen». Auf Beck oder Hartmann, an der Uni nebenher im Ausbildungsstress, wartet deshalb die härteste Qualifikations-Tortur aller Zeiten. Bei German Masters und nationaler Meisterschaft zählt jeder Punkt. Das Niveau ist unvergleichlich hoch, die BDR-Athleten, die 2009 alle fünf Titel abräumten, setzen die Maßstäbe. Das wollen Klein Anna und Steppke Max auch eines Tages. Also bewältigen sie bis zu fünf Trainingseinheiten pro Woche. Aber den Handstand praktizieren sie lieber noch auf dem Hallenboden.